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Beitrag vom 01.10.2003
Licht - Bewegung - Zahl - Raum
Sabine Grunwald
Die Grundlehre von Werner Schriefers Wuppertal 1949-1965. Eine Sonderausstellung im Bauhaus-Archiv Museum für Gestaltung vom 01.10. - 30.11.03 zeigt SchülerINNEN-Arbeiten.
Werner Schriefers konnte die Ausstellungseröffnung seiner Grundlehre, die exemplarisch ca. 100 Arbeiten seiner 1.500 Werke umfassenden Sammlung zeigt, nicht miterleben. Er verstarb im Februar dieses Jahres.
Die SchülerINNEN-Arbeiten sind "keine KünstlerINNEN-Arbeiten", faszinieren aber durch die kongeniale Umsetzung einer Lehre, die an vielen Ausbildungsstätten zugunsten der freien Malerei vernachlässigt wird. Die zeichnerischen, typografischen und photografischen Studien dokumentieren auf faszinierende Weise die Annäherung der Studierenden an die "Wahrnehmung und das Verständnis von visuellen Erscheinungen".
Schriefers setzte mit seiner Lehre kein Dogma, er akzeptierte bewusste Regelverstöße, in denen sich zeigte, dass seine Lehre verstanden wurde.
"Die Kunst stirbt nicht an der Technik", bemerkte bereits Georg Muche. Im Mittelpunkt stehen Experimente mit dem Gestaltungsprinzip der Collage und Fotomontagen, die gegebene Bildmaterialien zerstören und systematisch neu ordnen.
Der Spieltrieb und die Experimentierfreudigkeit der Schaffenden zeigt sich in mehreren Entwürfen. "Variation" ist ein Baukastenspiel, das aus mit Collagen übermalten Photografien und gedruckten Textstreifen entstanden ist. "Ringo", ein Modell für ein Variationsspiel, ist aus Holz gearbeitet und beidseitig mit farbigem Illustriertendruck beklebt. Das Steckspiel "Multiplex", dessen Verpackung aus drei übereinander gesteckten, mit Papier beklebten Holzschachteln besteht, bietet Billiarden Möglichkeiten der Variation.
Weiter sind Schnittmontagen zu bewundern, die Bilder in Bewegung versetzen, sie gleichzeitig entmaterialisieren. In Größe und Ausschnitt frei gewählte Bilder werden nach eigenen Vorstellungen zergliedert und so montiert, dass eine neue Zusammensetzung mit einem neuen Bedeutungsinhalt entsteht.
In der Ausstellung ist ein Platz der Figurenbildung gewidmet. Gleich bemessene Elemente dienen als Grundmaterial für die Entstehung zeichenhafter Bilder, die aus Dreiecken, Quadraten oder Rechtecken gelegt sind. Es werden Kuben mit verspannten Fäden und ein Nadelrelief gezeigt. Die Farb- und Formlehre wird durch monographisch Bilder umgesetzt. Ich erinnere mich an ein rotes Bild mit blaugrünem und ein orange-farbiges Bild mit grauem Rand. Das Beispiel einer plastischen Bewegungsstudie zeigt eine Arbeit aus Plexiglas, die mit Tischtennisbällen versehen ist. Räumliche Modelle aus Holzstäben gearbeitet, vervollständigen die Sammlung.
Die SchülerINNEN-Arbeiten, wenn auch nicht als Kunstwerke gedacht, haben mich fasziniert. Die Arbeiten brauchen den Vergleich mit Warhol, anderen bekannten KollegINNen sowie der konkreten Poesie nicht zu scheuen. Ein Muss für jede Graphik-Designerin und -Interessentin.
Werner Schriefers wurde am 23. Mail in Dülken am Niederrhein geboren. Er besuchte von 1946-48 die Meisterklasse des Bauhauslehrers Georg Muche in Krefeld. Anschließend wurde er an die Werkkunstschule in Wuppertal berufen. Dort baute er 1958 die Abteilung Grundlagen der Gestaltung auf. 1957 Heirat mit der Designerin Margret Imhof. 1965 Direktor der Kölner Werkschulen. Danach Übernahme einer Meisterklasse für Malerei, Fachbereich Kunst und Design der FH Köln. 2002 Schenkung der Grundlehre an das Bauhaus-Archiv Berlin.
Licht- Bewegung - Zahl - Raum
Die Grundlehre von Werner Schriefers
Wuppertal 1949-1965
Sonderausstellung im Bauhaus-Archiv Museum für Gestaltung
1. Oktober bis 30. November 2003
Klingelhöfer Str. 14, 10785 Berlin
www.bauhaus.de
Öffnungszeiten: täglich, außer dienstags 10-17 Uhr
Der Katalog zur Ausstellung: 80 Seiten, 50 Abbildungen, 9,50 Euro